Sie sind in Ihrer täglichen Arbeit mit ganz unterschiedlichen Problemen konfrontiert. Beeinträchtigung der Estrichoberflächen ist eines davon. Und da spielt es keine Rolle, ob der Estrich neu verlegt wurde oder in einem Altbau vorkommt. Der Fliesenleger hat grundsätzlich vor Arbeitsbeginn den Verlegeuntergrund darauf zu prüfen, ob er zur Aufnahme von Fliesen und Platten geeignet ist. Weist dieser Mängel auf, müssen vor dem Fliesenverlegen die Bedenken beim Bauherren schriftlich angemeldet werden.
Im Neubau kann es vorkommen, dass frisch verlegter Estrich infolge von Zugluft „verdurstet“ oder durch ungleichmäßige Verlege- oder Mischbedingungen eine unzureichende Oberflächenfestigkeit aufweist. Im Altbau dagegen ist ein häufiges Problem, dass der Estrich bereits marode ist und die sicherste Lösung ein kostenintensiver Rückbau wäre. Um Zeit und Ressourcen zu sparen und trotzdem eine einwandfreie Fliesenverlegung in beiden Fälle zu garantieren, ist die Sanierung des bestehenden Estrichs eine mitunter bessere Alternative. Dafür eignen sich der Einsatz von dünnflüssigen Epoxid-Harzen (EP), Silicatharzen oder wässriger Epoxi-Systeme, die zur Verfestigung der Estrichoberfläche am weitesten verbreitet sind.
Dünnflüssige Epoxid-Harze – für labile Untergründe
Der Einsatz dünnflüssiger EP-Harze ist eine bewährte Methode zur Verfestigung labiler Oberflächen auf allen Arten von Estrichen. Dünnflüssig jedoch mit hoher Fließfähigkeit (ca. 200-500 mPas; Wasser im Vergleich 1 mPas) in seiner Eigenschaft dringt dieses Produkt nur sehr begrenzt in den Untergrund ein. Ihre Wirkung kann daher am ehesten als verfestigende Haut auf der Estrichoberfläche beschrieben werden. Positiv ist, dass dadurch eine Überdosierung fast ohne Auswirkung bleibt und sich nur die Dicke der verfestigenden Haut erhöht. Zudem ist bei dieser Art Harz vor allem die gut erkennbare Durchhärtung, zum Beispiel durch eine Kratzprobe feststellbar. Für die nachfolgenden Spachtel- bzw. Verlegearbeiten müssen diese Epoxidharzoberfläche immer im frischen Zustand abgequarzt werden. Bei diesem System ähneln sich die Empfehlungen der verschiedenen Hersteller sehr.
Wässrige Epoxid-Harz-Dispersionen – für poröse Oberflächen
Die wässrigen EP-Harz-Dispersionen sind relativ unbekannt. Sie bestehen aus den beiden wässrigen A- und B-Komponenten, die nach der Vermischung noch mit einer definierten Wassermenge verdünnt werden. Ihr Vorteil liegt auf der Hand. Sie besitzen eine fast wasserdünne Konsistenz (ca. 20-50 mPas) und können deshalb auch sehr gut in poröse Oberflächen eindringen. Je nach Porosität des Untergrundes reicht das von mehreren Millimetern bis in den Zentimeterbereich hinein. Positiv ist die Eigenschaft, dass sie sowohl auf Zement- als auch auf Calciumsulfat-Estrichen eingesetzt und nach Aushärtung direkt benutzt werden können (auch ein direkter Einsatz eines Haftvermittlers auf Dispersionsbasis ist hier möglich). Eher negativ hingegen ist, dass aufgrund der Verdünnung mit Wasser ein zweimaliger Auftrag erforderlich ist. Zudem ist es bei dieser Produktgruppe schwierig zu erkennen, wann die Durchhärtung erfolgt ist, weshalb man sich auf die Herstellerangaben verlassen und auch strikt einhalten muss.
Silikatharze – für zementäre Estriche
Ein in Wasser gelöstes Wasserglas (Natrium-, Kalium- oder Lithium-Silicat) bildet die Basis für die sogenannten Silicatharze, die ausschließlich für den Einsatz auf Zementestrichen geeignet sind. Aufgrund der sehr niedrigen Viskosität und der hohen Polarität der Wasserglaslösung dringt das Harz tief in den zementären Untergrund ein. Dadurch entsteht ein Porenverschluss des Estrichs, der wiederum zur Verhärtung führt. Von Nachteil ist hier, dass man die abgeschlossene Aushärtung des Silicatharzes nicht optisch erkennen kann und man daher auch hier unbedingt die Herstellerangaben komplett beachten muss.
Zu unterscheiden sind bei den Silicatharzen sind noch die ein- und zweikomponentigen. Während die einkomponentigen einerseits äußerst anwenderfreundlich sind, benötigen diese andererseits mehrtägige Aushärtungszeiten.
Die zweikomponentigen Silicatharze sind im Gegenzug meist nach 24 Stunden überarbeitbar, dafür aber in der Anwendung deutlich anspruchsvoller (zum Beispiel ist das Ende der Tropfzeit nicht erkennbar). Generell sind das Top-Systeme, die jedoch anspruchsvoll in der Anwendung sind. Daher gibt es am Markt nur eine überschaubare Anzahl an marktgängigen Produkten.
Drei verschiedene Harze – wie wirksam sind Sie?
Welches der drei Harze am wirksamsten ist, lässt sich auf den Oberflächen feststellen. Ausschlaggebend ist die jeweilige Festigkeitserhöhung der Oberfläche vor und nach dem Einsatz der Harze. Gemessen wird sie als Oberflächenzugfestigkeit, die laut BAB-Hinweis und Arbeitsblatt 9.1 einen Wert von 1,0 N/mm² als Anhaltswert für die Eignung des Estrichs für alle Beläge haben sollte. In einer intern durchgeführten Versuchsreihe wurden zum Vergleich alle drei Systeme auf einem „schlechten“ Zementestrich angewendet und hinterher gemessen. Der Ausgangswert dieses Estrichs (CT-g) lag zwischen 0,2 und 0,4 N/mm². Nach einem Tag Wartezeit zeigen alle aufgebrachten Harz-Systeme eine auf das über Dreifache des ursprünglichen Wertes erhöhte Oberflächenzugfestigkeit und erreichen somit den Anhaltswert, teilweise sogar deutlich mehr. Das bestätigt die Wirksamkeit aller drei Systeme.
Zusammenfassend lässt sich sagen, je nach Untergrund und Nutzungsabsicht, gibt es zur Estrichreparatur ein passendes Harz-System.
Die dünnflüssigen Epoxid-Harze bilden eine zusammenhängende Haut auf der Oberfläche, die zu einer deutlich erhöhten Zug- und Scherfestigkeit führt. Der Zielwert von 1,0 N/mm² wird in der Regel erreicht.
Die wässrigen Epoxid-Harz-Dispersionen sind günstig im Verbrauch und ziehen sehr gut in den Untergrund ein. Der Zielwert von 1,0 N/mm² wird daher in der Regel erreicht, obwohl die Werte tendenziell etwas niedriger sind als bei dünnflüssigen EP-Harzen sind. Dafür weisen sie bei den Festigkeitsprüfungen ein deutlich günstigeres Bruchbild auf (Bild 3).
Silicatharze führten produktabhängig zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zweikomponentige Silicatharze sind aufwändiger in der Verarbeitung, dafür sind die Aushärtezeiten ähnlich wie bei den EP-Produkten. Die längeren Aushärtezeiten von mehreren Tagen, wie sie bei den einkomponentigen Produkten auftreten, können im Bauablauf nachteilig sein. Die Festigkeitserhöhung dabei ist wiederum gut, jedoch erreichten die Werte dabei nicht ganz das Niveau der EP-Systeme.
Fazit
Mit diesen Methoden ist es möglich einen maroden Estrich zu retten, ohne das teure und zeitraubende Rückbaumaßnahmen erforderlich werden.