Der Trend zu Großformatfliesen lässt es kaum noch zu, Unebenheiten im Untergrund erst während der Verlegung auszugleichen. Gerade beim Dünnbettverfahren (Kleberbett von wenigen Millimetern) ist das nur unter Aufwand umsetzbar. Daher ist das vorherige Einbringen von Nivellier- und Spachtelmassen gängig und Voraussetzung für einen belegreifen ebenen Untergrund (belagsunabhängig).
Wie viele Flächen das betrifft, hängt stark vom Oberbelag ab. So wird unter elastischen Belägen der Boden grundsätzlich ausgeglichen, unter Textilbelägen nur etwa ein Drittel und unter keramischen Fliesen und Platten erfordern 15 % der Flächen den Einsatz von Nivellier- und Spachtelmassen (hauptsächlich in Sanierungsobjekten). Tendenz steigend, aufgrund der vermehrt verwendeten großen Fliesen, deren optimale Verlegung einen ebenen Untergrund voraussetzt.
Wann Unebenheiten ausgeglichen werden müssen, regelt die DIN 18202. Diese lässt allerdings Maßtoleranzen im Hochbau zu, die für die heutigen Beläge nicht mehr zeitgemäß sind (z. B. für Untergründe und Beläge in Zeile 3: bei 1 Meter Länge 4 Millimeter, usw.). Kein Kunde akzeptiert solche Toleranzen! Daher ist es unumgänglich den Kunden im Vorfeld darüber aufzuklären. Speziell für die Verlegung von Großformatfliesen stellt die DIN 18157 klar, dass ein normengerechter Untergrund nach DIN 18202 dafür nicht zwangsläufig geeignet ist und in dem Fall gespachtelt werden muss.
Generelle Anforderungen an Spachtelmassen
Allgemein gewährleisten die Spachtelmassen (Boden- und Wandanwendung) ihren Beitrag zu einem belegreifen Untergrund durch die folgenden Hauptfaktoren:
- Nivellieren
Höhenunterschiede werden ausgeglichen. - Glatte Oberfläche
Sie erleichtert den Kleberauftrag und ermöglicht einen raschen Arbeitsfortschritt. - Haftungsfreundliche Oberfläche
Der Kleberauftrag erfolgt teils ohne teils mit Grundierung. Die größten Mengen an Spachtelmassen werden unter elastischen und textilen Bodenbelägen eingesetzt. Daher sind auch die Eigenschaften der Standard-Produkte häufig auf diese Anwendung optimiert. Beispielhaft genannt seien glatte Oberflächen ohne erkennbare Kellenschläge und hohe Festigkeiten für ausreichenden Widerstand bei hohen Punktbelastungen. Speziell für Fliesenarbeiten entwickelte Massen, wie zum Beispiel codex FM 50 Turbo haben ein eigenes Anforderungsprofil, welches sich aus der Großformatverlegung abgeleitet hat. Durch die erhöhten Anforderungen im Fliesenbereich sind diese vorbereitenden Maßnahmen heutzutage unerlässlich.
Anforderungen an Spachtelmassen unter Fliesen und Platten
Bodenspachtelmassen
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Dünnbett-Verlegung von keramischen Fliesen und Platten am Boden ohne Gefälle und sind prinzipiell auch auf Naturstein übertragbar.
Beim Verlegen im Mittel- und Dickbettverfahren spielt Spachteln allerdings keine Rolle, da hier der Verlegemörtel eine der wichtigsten Hauptaufgaben der Spachtelmassen übernimmt: das Ausgleichen.
Nivellieren
Die üblichen Schichtdicken für Dünnbettmörtel betragen etwa 1 – 3 Millimeter, partiell bis maximal 10 Millimeter. Kleinere Unebenheiten im Untergrund können daher schon durch angepasste Kleberauftragsmengen ausgeglichen werden – ist bei rationellem Arbeiten mit gutem Ergebnis allerdings sehr aufwendig. Die Hauptaufgabe der selbstverlaufenden Spachtelmassen ist es, Höhendifferenzen zwischen 3 – 30 Millimeter auszugleichen. Sind größere Höhenunterschiede vorhanden, können kostengünstigere Verfahren (beispielsweise Schnellestriche usw.) sinnvoll sein.
Dass Spachtelmassen auch bei geringe Schichtdicken nutzbringend sind, ist noch nicht im Bewusstsein vieler Fliesenleger angekommen. Grundsätzlich ist der Gesamtmaterialeinsatz gleich, egal ob mehr Kleber aufgezogen oder zuerst mit hochverlaufenden Spachtelmassen ausgeglichen wird. Gleiches gilt beim Gesamtarbeitsaufwand beider Verfahren. Den Zeitaufwand für das Spachteln spart man durch leichteres und damit schnelleres Verlegen wieder ein.
Das Gesamtergebnis mit vorheriger Spachtelung vor der ist am Ende jedoch deutlich besser: Fliesen können ebener, rationeller und ohne Überzähne verlegt werden und der Mörtel trocknet schneller, sowie Nachfolgegewerke früher weiter arbeiten können und dadurch ein schnellerer Baufortschritt gegeben ist – nicht nur wirtschaftlich ein positiver Aspekt. Mittlerweile gibt es Produkte, die auch bei den meist üblichen niedrigen Baustellentemperaturen ausreichend schnell trocknen, wie zum Beispiel die codex FM 50 Turbo mit 2 Stunden (differierte Zeitangaben je Belagsart). In der Regel ist sie bei Fliesen und Platten kürzer als bei Naturstein. Weitere Vorteil, mit dem zweistufigen Arbeiten kann auch der bekannten Gefahr von Spannungsrissen bei höheren Kleberschichtdicken entgegengewirkt werden.
Wandspachtelmassen
Grundsätzlich muss eine Wandspachtelmasse, wie beispielsweise die codex NC 366 Maxx, standfest eingestellt sein. So eignet sie sich zum Ausgleichen, Glätten und Auffüllen – in vielen Fällen auch als Reparaturmasse am Boden im Innen- und Außenbereich! Zur Verwendung an der Wand ist wegen des Eigengewichts von Kleber und Belag eine gewisse Rauigkeit (griffige Oberfläche) für den Kleberauftrag von Vorteil. Die Belegreife wird wegen der häufig höheren Schichtdicken meist erst nach 12 bis 24 Stunden erreicht. Hinsichtlich der Festigkeit sind an der Wand Werte von 10 –15 N/mm² völlig ausreichend. Für die Feuchtigkeitsbeständigkeit gelten im Prinzip die gleichen Anforderungen wie für Bodenspachtelmassen, nur hier mit empfohlener zusätzlichen Wasser- und Frostbeständigkeit.
Gefällespachtelmasse
Diese Produkte rangieren zwischen selbstverlaufenden (schnelle Verarbeitung) und standfesten (zur Gefälleerstellung) Spachtelmassen. Da diese beiden Anforderungen gegenläufig sind, ist eine gute Gefällespachtelmasse stets ein gelungener Kompromiss zwischen Fließfähigkeit und Standfestigkeit. Beim Verlauf sind diese Massen, wie die codex NC 395 nicht mehr als „selbstverlaufend“ sondern als „selbstglättend“ einzuordnen (Gefälle bis ca. 4% möglich). Die Schichtdicken werden gerne maximal ausgereizt, was sie zwar hoch aber ungleichmäßig macht. Zwangsläufig erzeugt das Eigenspannungen, die dann über den Haftverbund zum Untergrund kompensiert werden müssen. Daher sollte eine schwundarme Erhärtung bei der Wahl des Produktes beachtet werden. Hauptsächlich eingesetzt werden Gefällespachtelmassen auf Balkonen und Terrassen, in Feucht- und Nassräumen. Wasserfestigkeit und Frostbeständigkeit sind damit obligatorisch. Die Belegreife für Abdichtungen oder Fliesen ist nach Begehbarkeit gegeben(1 – 2 Stunden), bei Naturstein nach etwa 2 – 3 Tagen!
Pumpen von Spachtelmassen
Pumpen ist für Estriche und Putze zur Standardeinbautechnik geworden. Für Spachtelmassen wird sie bis heute aufgrund der geringen Schichtstärken eher weniger eingesetzt. Vielen Anwendern ist allerdings nicht bewusst, dass sie schon ab ca. 3 Tonnen Spachtelmasse mit wirtschaftlichen Vorteilen und einem qualitativ hochwertigen Arbeitsergebnis gegenüber der „Sack-Technik“ rechnen können.
Vorteile: Eine größere Tagesleistung, die abhängig von der vorhandenen Flächengröße erheblich Kosten sparen kann.
Als Faustregel gilt: Bei Schichtdicken um 3 Millimeter lohnt sich der Einsatz einer Pumpe ab ca. 500 m²; bei Schichtdicken zwischen 5 und 10 Millimeter kann bereits ab ca. 150 m² wirtschaftlich gepumpt werden. Auch das Herstellen von hohen Schichtdicken in einem Arbeitsgang ermöglicht das Pumpen bei gleichzeitig hervorragender Homogenität bzw. Festigkeit der gesamten Fläche. Nicht zuletzt ist die körperliche Belastung der Verleger wesentlich geringer.
Dementgegen stehen allerdings die zusätzlichen Rüstzeiten, die logistische Planung der Baustelle sowie die hohen Anschaffungskosten – wobei hier alternativ zu gemieteter Pumptechnik gegriffen werden kann, was sie nicht zuletzt auch für den seltenen Gebrauch durchaus interessant macht.
ACHTUNG!
Ein wichtiger Punkt bei der Verwendung von selbstverlaufenden Spachtelmassen ist zu beachten: Fliesenkleber werden je nach Anwendung vom Fliesenleger nach Gefühl mit mehr oder weniger Wasser angemischt.
Bei Nivelliermassen funktioniert diese Vorgehensweise allerdings nicht.
Um einen planebenen Untergrund zu schaffen, ist es unabdingbar, die Masse immer mit der vorgegebenen Wassermenge anzumischen. Ansonsten besteht die Gefahr einer Überwässerung der Spachtelmasse.
Joachim Fülle | Leiter Anwendungstechnik & Produktmanagement
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